Unsere Empfehlungen

Angstmörder

Autor: Lorenz Stassen

Verlag: Heyne

ISBN: 978-3-453-43879-8

Preis: 12,99 €

Buchtipp von: Sigrid Pommeranz (Januar 2018)

Angstmörder

Lorenz Stassen wuchs in Solingen auf und lebt heute in Köln. Hier spielt auch sein erster Thriller um den erfolglosen Anwalt Nicholas Meller und die junge Referendarin Nina Vonhoegen. Mellers Büro befindet sich in einem heruntergekommenen Altbau in Köln-Ehrenfeld, die Er…

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Lorenz Stassen wuchs in Solingen auf und lebt heute in Köln. Hier spielt auch sein erster Thriller um den erfolglosen Anwalt Nicholas Meller und die junge Referendarin Nina Vonhoegen. Mellers Büro befindet sich in einem heruntergekommenen Altbau in Köln-Ehrenfeld, die Ermittlungen gehen aber über die Grenzen Kölns hinaus, es geht auch nach Solingen und Umgebung.

Bisher gehören osteuropäische Autoschieber zu Mellers Hauptklientel. Seine Kanzlei besteht nur aus ihm selbst, bis sich Nina bei ihm als Referendarin bewirbt und das eigentlich nur, weil seine Kanzlei bequeme vier Bahnstationen von ihrer Wohnung entfernt liegt. Trotz ihrer Behinderung, der rechte Arm ist zurückgebildet, bekommt sie die Stelle und legt einen bewundernswerten Kampfgeist an den Tag. Den braucht sie auch, denn überraschenderweise möchte man Meller als Pflichtverteidiger in einem Mordfall bestellen. Mellers erster Mordfall, ein Pferdewirt soll seine Ehefrau ermordet haben. Meller hatte ihn zuvor schon einmal vertreten, da war dem Angeklagten die Faust ausgerutscht, dies hatte seiner Frau zwei Zähne gekostet. Seine Frau hatte nach dieser Attacke die Scheidung eingereicht, jetzt ist sie tot.

Der Pferdewirt hat wahrscheinlich, mit ziemlicher Sicherheit, nicht seine Frau ermordet, denn gleich zu Anfang wird dem Leser ein gestörter Mann vorgestellt, der in seinem Keller die Schlacht um die Brücke von Arnheim nachgebaut hat. Auch das nächste Opfer ist schon aufgrund der Modellansicht zu erahnen. Das passt nicht zu unserem Pferdewirt oder ist nur eine falsche Fährte, die Lorenz Stassen für den Leser legt. Auch baut er einige Sackgassen ein, Anwalt und Referendarin müssen sich ganz schön ins Zeug legen.

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Mad Boy, Lord Berners, meine Großmutter und ich

Autor: Sofka Zinovieff

Verlag: DTV

ISBN: 978-3-423-28136-2

Preis: 28,00 €

Buchtipp von: Rainer Francke (Dezember 2017)

Mad Boy, Lord Berners, meine Großmutter und ich

Engländern aus der Oberschicht wird ja landläufig eine gewisse Skurrilität bescheinigt, und sie ist oft treffend in Romanen, z. B. von P. G. Wodehouse oder Evelyn Waugh, beschrieben worden. Wie nah diese Beschreibungen der Realität manchmal sind, erfährt man aus dem ebenso inte…

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Engländern aus der Oberschicht wird ja landläufig eine gewisse Skurrilität bescheinigt, und sie ist oft treffend in Romanen, z. B. von P. G. Wodehouse oder Evelyn Waugh, beschrieben worden. Wie nah diese Beschreibungen der Realität manchmal sind, erfährt man aus dem ebenso interessanten wie amüsanten Buch „Mad Boy, Lord Berners, meine Großmutter und ich“ von Sofka Zinovieff. Sie ist – zumindest offiziell – die Enkelin des „Mad Boy“ Robert Heber Percy, dem Geliebten und Hausverwalter des feinsinnigen Komponisten und Autors Lord Berners. Mit beiden lebte Sofkas Großmutter zeitweise in einer nicht sehr glücklichen „menage a trois“ auf Faringdon House, dem Domizil Lord Berners.
Um die Geschichte dieses Hauses und seiner Bewohner geht es in diesem Buch, um die große Zeit des Empire vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum 2. Weltkrieg. Lord Berners, ein Kosmopolit, hatte sich mit Faringdon House sein Heim genau seinen Wünschen entsprechend geschaffen, und dort war zeitweise die halbe intellektuelle Elite Englands und Europas zu Gast – so tauchen im Gästebuch beispielsweise die Mitford-Schwestern, Evelyn Waugh, Gertrude Stein, Igor Stavinsky und Salvador Dali auf. Pikant, dass mit Robert Heber Percy im homophoben England dieser Zeit sein Geliebter mit unter seinem Dach lebte. Zofia rekonstruiert aus Tagebuchaufzeichnungen und Fotoalben die Verbindungen, Zerwürfnisse, Freund- und Liebschaften jener Zeit, offen und diskret zugleich, und so entsteht aus der Geschichte eines Hauses zugleich eine liebevoll illustrierte Gesellschaftsgeschichte des Englands jener verlorenen Zeit.
(Nicht nur) für Liebhaber Englands, seiner Literatur und Kultur ein wunderschönes und interessantes Buch – auch als Geschenk bestens geeignet!

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Kometenjahre

Autor: Daniel Schönpflug

Verlag: S. Fischer

ISBN: 978-3-10-002439-8

Preis: 20,00 €

Buchtipp von: Stefan Decken (Dezember 2017)

Kometenjahre

Der Untertitel von "Kometenjahre" lautet "1918 - Die Welt am Abgrund" und stellt klar, dass Daniel Schönpflug (Professor für Geschichte an der FU Berlin) keinen Roman, sondern ein -sehr lesenswertes - Sachbuch verfasst hat: Der 11. November 1918 ist mehr als n…

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Der Untertitel von "Kometenjahre" lautet "1918 - Die Welt am Abgrund" und stellt klar, dass Daniel Schönpflug (Professor für Geschichte an der FU Berlin) keinen Roman, sondern ein -sehr lesenswertes - Sachbuch verfasst hat: Der 11. November 1918 ist mehr als nur der letzte Tag des 1. Weltkriegs, der die alte Weltordnung in den Abgrund gerissen hat. Er steht auch für neu aufkommende Hoffnungen auf ein besseres Leben. Die Menschen in Europa haben wieder Träume, neue Möglichkeiten leuchten auf und ziehen wie ein Komet einen Schweif von Visionen hinter sich her.
An zahlreichen Schicksalen lässt Daniel Schönpflug diesen einzigartigen historischen Moment und die folgenden Monate lebendig werden: Käthe Kollwitz, Walter Gropius, Virginia Woolf, Rudolf Höß, Harry S. Truman, Arnold Schönberg ... - wie haben diese Menschen jene Zeit erlebt? Sie haben fast alle leidenschaftlich für ihre Ziele gekämpft, und doch: Für sie und viele andere sollten die Träume von einer besseren Welt allzu schnell verglühen und sich in rauchende Trümmer verwandeln.
Virtuos schildert Daniel Schönpflug diesen einmaligen Moment und die Jahre, die folgten, aus der Perspektive von Menschen, die sie erfahren und geprägt haben. "Kometenjahre" ist ein glänzend geschriebenes Panorama einer einzigartigen Zeit zwischen Enthusiasmus und Enttäuschung, zwischen Zukunftstrunkenheit und Zerstörung. Und es ist sowohl lehrreich als auch spannend!

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Illuminae. Die Illuminae - Akten

Autor: Arnie Kaufman/Jay Kristoff

Verlag: DTV

ISBN: 978-3-423-76183-3

Preis: 19,95 €

Buchtipp von: Anne Simon (Dezember 2017)

Illuminae. Die Illuminae - Akten

Nachdem sich seine Freundin Kades von ihm getrennt hat, hatte Ezra geglaubt, dass der Tag nicht mehr schlimmer werden könnte. Mir nichts, dir nichts hat sie ihm das Herz gebrochen. Doch als sein Heimatplanet nur kurze Zeit später von feindlichen Kriegsschiffen angegriffen und w…

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Nachdem sich seine Freundin Kades von ihm getrennt hat, hatte Ezra geglaubt, dass der Tag nicht mehr schlimmer werden könnte. Mir nichts, dir nichts hat sie ihm das Herz gebrochen. Doch als sein Heimatplanet nur kurze Zeit später von feindlichen Kriegsschiffen angegriffen und weitestgehend zerstört wird, gerät das bisschen Gefühlschaos zunächst deutlich in den Hintergrund. Plötzlich muss jeder Mensch auf dem Planeten um sein Leben rennen. Ein Teil kann sich auf drei zu Hilfe eilende Raumschiffe flüchten. Hier scheint man fürs Erste in Sicherheit zu sein, doch an Bord der Schiffe beginnt für die Geretteten erst der wahre Kampf ums Überleben. Die Angreifer nehmen die Verfolgung auf, Passagiere und Crew sind weiter auf der Flucht. Außerdem breitet sich auf einem der Schiffe eine Epidemie aus, die immer mehr Passagiere befällt. Und zu allem Überfluss wurde AIDAN, eine künstliche Intelligenz, die für die Koordination des Schiffes zuständig ist, stark beschädigt und benimmt sich äußerst merkwürdig.
Kades erkennt, dass mehr hinter der Sache steckt und nimmt den Kampf ums Überleben auf. Um sich und die Passagiere zu retten benötigt sie Erzas Hilfe. Der ist allerdings auf einem der anderen Schiffe gelandet...

Für „Illuminae“ haben sich zwei bekannte Namen der fantastischen Literatur zusammen getan: Jay Kristoff hat fast zeitgleich mit „Illuminae“ den Auftakt zu seiner Nevernight-Reihe auf den deutschen Markt gebracht. Und Amie Kaufman hat sich hierzulande in den letzten Jahren mit der „These Broken Stars“ Trilogie einen Namen gemacht.
Die Kooperation hat sich absolut gelohnt. Denn nicht nur die Story überzeugt hier - eine Kombination aus Action, SciFi und Teenieromanze - sondern vor allem die Aufmachung ist bemerkenswert.
Illuminae wird nicht auf klassische Weise erzählt. Kein gewöhnlicher Textverlauf, keine simple Erzählstruktur. Der Leser findet stattdessen Dokumente vor, Akten, Gesprächsaufzeichnungen, Chats und verschiedene Computeraufzeichnungen. Zwischendurch gibt es Blaupausen der verschiedenen Schiffe und einige grafische Spielereien, aus der sich dann alles Geschehen zusammensetzt und die dieses Buch zu einem absolut einzigartigen Erlebnis machen.

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Der Wunderling

Autor: Mira Bartók

Verlag: Aladin

ISBN: 978-3-8489-2085-3

Preis: 16,95 €

Buchtipp von: Sigrid Pommeranz (Dezember 2017)

Der Wunderling

In Miss Carbunkles Waisenheim für widerspenstige und missratene Geschöpfe lebt der kleine Fuchs-Erdling Nummer Dreizehn. An seinen richtigen Namen kann sich Nummer Dreizehn nicht mehr erinnern und außer einem Schlüssel sowie einem Stück Babydecke, in der er gefunden wurde, besi…

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In Miss Carbunkles Waisenheim für widerspenstige und missratene Geschöpfe lebt der kleine Fuchs-Erdling Nummer Dreizehn. An seinen richtigen Namen kann sich Nummer Dreizehn nicht mehr erinnern und außer einem Schlüssel sowie einem Stück Babydecke, in der er gefunden wurde, besitzt er nichts. Tagtäglich müssen die Erdlinge, sie sind alle eine Mischung aus Tier und Mensch, für die Heimleiterin Miss Carbunkle kleine Käfer herstellen und bekommen dafür nur Haferbrei und trockenes Brot zu essen. Zusätzlich wird Nummer Dreizehn, weil er nur ein Ohr hat, furchtbar gepiesackt. Doch mit dem einem Ohr kann er die Sprache der Mäuse verstehen und Geräusche hören, die für andere nicht wahrnehmbar sind.
Dann lernt er das Vogelmädchen Trixi kennen, sie hat zwar keine Flügel, aber ist sie ungeheuer geschickt mit ihrem Schnabel. Trixi ist es auch die ihm den Namen Arthur gibt, nach dem berühmten und tapferen Ritter der Tafelrunde. Zusammen gelingt ihnen die Flucht aus dem Heim und sie begeben sich auf die Suche nach Arthurs Herkunft. Miss Carbunkles Gefolgsleute sind ihnen dicht auf den Fersen und in der Stadt Lichterburg gerät Arthur immer mehr in Schwierigkeiten. Doch zunehmend spürt er bewusst seine Bestimmung und die Erinnerung an ein Wiegenlied gibt ihm den nötigen Willen, um Miss Carbunkles teuflischen Plan zu vereiteln. Denn er ist der Wunderling.

Als mitfühlend, gutmütig und mutig wird der kleine Wunderling beschrieben, was er und seine Freunde im Buch auch so widerspiegeln. Das Gute besiegt am Ende das Böse und macht die Geschichte dadurch natürlich auch zu so einer herzerwärmende Geschichte. Dazu kommt noch ein wunderschönes Cover und das Gesamtpaket ist perfekt. Ein rundum zauberhaftes Buch.
Hollywood hat sich bereits die Filmrechte gesichert! Als Regisseur konnte Stephen Daldry ( Billy Eliott / Der Vorleser ) verpflichtet werden.
Allein die Vorstellung, wie der kleine Arthur in der Verfilmung aussehen wird, macht mich neugierig. Aber da muss man sich noch etwas in gedulden, wann und ob der Regisseur Stephen Daldry bereits mit den Dreharbeiten begonnen hat, konnte ich noch nicht herausfinden.

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Fiona - Als ich tot war

Autor: Harry Bingham

Verlag: Wunderlich

ISBN: 978-3-8052-0016-5

Preis: 19,95 €

Buchtipp von: Rainer Francke (November 2017)

Fiona - Als ich tot war

Fiona Griffiths ist Polizeibeamtin in einem ganz normalen Revier, gleichzeitig absolviert sie aber eine Ausbildung für Undercover-Einsätze. Und schon bald werden ihre Talente gefragt sein. Denn ein zunächst langweiliger Lohnabrechnungsbetrug in einem Möbelhaus entpuppt sich als ein…

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Fiona Griffiths ist Polizeibeamtin in einem ganz normalen Revier, gleichzeitig absolviert sie aber eine Ausbildung für Undercover-Einsätze. Und schon bald werden ihre Talente gefragt sein. Denn ein zunächst langweiliger Lohnabrechnungsbetrug in einem Möbelhaus entpuppt sich als ein Fall mit Spuren zur organisierten Kriminalität. Plötzlich gibt es auch Tote und es wird klar: es geht um Geld, sehr viel Geld.
Fiona wird als Putzfrau in das System eingeschleust. Ihre besonderen Begabungen sind auf einmal nicht nur für die Polizei wertvoll, auch die skrupellosen Verbrecher erkennen ihre Fähigkeiten und versuchen sie zu nutzen. Fiona, selbst mit einem Ex-Kriminellen als Vater und damit mit besonderen Verbindungen ausgestattet, muss ihren Weg allein auf sich gestellt finden …
Spannend, temporeich, mit einer ganz besonderen Protagonistin: ein toller Beginn einer Reihe um Fiona Griffiths, der Lust auf die weiteren Folgen macht!

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Der Nebelmann

Autor: Donato Carrisi

Verlag: Atrium

ISBN: 978-3-85535-016-2

Preis: 20,00 €

Buchtipp von: Stefan Decken (November 2017)

Der Nebelmann

In einer eisigen Februarnacht irrt der römische Sonderermittler Vogel mit blutbeflecktem Hemd durch die nebelverhangenen Wälder am Rand eines Dorfes in den italienischen Alpen. Vogel war zur Weihnachtszeit angereist, um der örtlichen Polizeibehörde bei der Suche nach einem ver…

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In einer eisigen Februarnacht irrt der römische Sonderermittler Vogel mit blutbeflecktem Hemd durch die nebelverhangenen Wälder am Rand eines Dorfes in den italienischen Alpen. Vogel war zur Weihnachtszeit angereist, um der örtlichen Polizeibehörde bei der Suche nach einem vermissten Mädchen zu helfen: Anna Lou, ein Teenager aus einer streng katholischen Familie, hatte am späten Nachmittag das Elternhaus verlassen, um zu einem Treffen in der Dorfkirche zu gehen, war aber nie dort angekommen.
Dreißig Jahre zuvor waren mehrere Mädchen in den umliegenden Wäldern verschwunden, und in der Bevölkerung wächst der Verdacht, dass der Mörder von damals - im Dorf nur "Der Nebelmann" genannt - wieder aktiv geworden ist. Denn keines der Verbrechen konnte je aufgeklärt werden.
Als Vogel nun von der Polizei aufgegriffen wird, gibt er an, aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse einen Unfall mit seinem Auto gehabt zu haben, doch das Blut an seinem Hemd stammt nicht von ihm. Ein Psychiater wird gerufen, um ihn zu befragen. Schließlich beginnt Vogel zu erzählen,und sein Bericht ist ungeheuerlich ...

Mit Donato Carrisi - in Apulien geboren, Jurist, spezialisiert auf Kriminologie und Verhaltensforschung - habe ich einen weiteren italienischen Autor entdeckt, der es versteht, in seinen Kriminalromanen die menschlichen Abgründe bloßzustellen und in eine extrem spannende Handlung einzubetten.

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Borne

Autor: Jeff VanderMeer

Verlag: Antje Kunstmann

ISBN: 978-3-95614-197-3

Preis: 22,00 €

Buchtipp von: Anne Simon (November 2017)

Borne

Oft geht es mir beim Lesen so, dass ich schon nach einigen Seiten einschätzen kann, in welche Richtung eine Geschichte steuert. Welchem Genre sie zuzuordnen ist und wem ich das Buch später weiterempfehlen kann. Auch wenn es am Ende der Story noch einen überraschenden Kniff, eine un…

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Oft geht es mir beim Lesen so, dass ich schon nach einigen Seiten einschätzen kann, in welche Richtung eine Geschichte steuert. Welchem Genre sie zuzuordnen ist und wem ich das Buch später weiterempfehlen kann. Auch wenn es am Ende der Story noch einen überraschenden Kniff, eine unerwartete Wendung gibt, ich weiß trotzdem in welches Regal ich es später einsortieren kann.
Manchmal ist das vielleicht zu eindeutig, die Geschichte zu durchschaubar, aber oft ist es auch gut, eine Idee zu haben, womit man die nächsten, Stunden und Tage lesend seine Zeit verbringen wird. Und dann gibt es Bücher wie die von Jeff Vandermeer, dessen neuestes Werk „Borne“ jetzt im Antje Kunstmann Verlag erschienen ist. Ich bin begeistert und weiß gar nicht so recht, warum und wie er das gemacht hat. Vandermeer erschafft Welten, die man nie ganz fassen kann. Er verrät zunächst wenig und serviert auch keine einfachen Erklärungen. Die Geschehnisse sind für den Leser genauso unvorhersehbar wie für die Protagonisten. Erst Stück für Stück erschließt sich eine Welt, die so atemberaubend ist, dass sie den Leser bis zum Ende nicht wieder loslassen wird.
Die Handlung kurz und knapp zusammen zu fassen ist fast unmöglich und klingt vermutlich so hanebüchen, dass ich es am liebsten umgehen würde, um mit einer simplen Inhaltsangabe niemanden abzuschrecken.
Wir befinden uns in einer Welt, die die unsere sein könnte, viele Jahre in der Zukunft. Die Zivilisation ist annähernd ausgelöscht und es gibt schon lange kaum noch Wasser und Nahrung. Die Menschen sind lange Zeit von Land zu Land, Insel zu Insel geflüchtet und schließlich sind einige wenige in einer völlig zerstörten Stadt gestrandet. Eine große Fabrik am Stadtrand hat der Katastrophe ihr übriges hinzugefügt und durch wahnsinnige Experimente Lebensformen erschaffen, die sich unkontrollierbar über die Stadt verteilen. Eine davon ist ein riesiger, schwebender Bär, der die Stadt terrorisiert und die verbliebenen Menschen in Angst und Schrecken versetzt. In dieser lebensfeindlichen Welt lebt Rachel. Sie streift jeden Tag durch die Ruinen, um Verwertbares zu finden. Auf einem ihrer Streifzüge entdeckt sie eine undefinierbare Lebensform, die sie mit in ihr Versteck nimmt und bald „Borne“ tauft. Borne verändert ständig sein Aussehen, beginnt bald zu wachsen und entwickelt eine Art menschlichen Verstand. Es bringt Rachels ohnehin wackeliges Alltagsgerüst völlig aus dem Gleichgewicht und konfrontiert sie mit der Frage, was uns zu dem macht, was wir sind, und was uns überhaupt als Menschen definiert.
Jeff Vandermeer erzählt hier nicht nur ein verrücktes Zukunftsmärchen, vielmehr ist es eine kluge Geschichte, mit philosophischen, sinnsuchenden Ansätzen. Aber natürlich ist es auch ein großes, dystopisches Science-Ficition Abenteuer, das mir sehr viel Freude bereitet hat.
Jeff Vandermeers zuvor erschienene, ebenfalls sehr lesenswerte und nicht minder verrückte „Southern Reach“-Trilogie wurde übrigens vor kurzem in Hollywood verfilmt und kommt Anfang 2018 ins Kino. Es gibt also noch ein paar weitere Leser, die Herr Vandermeer überzeugt hat.

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