Unsere Empfehlungen

Ein großer Roman über eine Familie, die man augenblicklich ins Herz schließt und nicht mehr vergessen wird.

Als William ans College kommt, fühlt er sich gänzlich verloren. Er, der eine einsame und lieblose Kindheit hinter sich hat, weiß nicht was ihm liegt, wenig macht ihm Freude und die Gemeinschaft des Campus’ ist ihm völlig fremd. Einzig beim Basketball feiert er Erfolge und ist völlig er selbst.
Doch als er eines Tages Julia Padavano über den Weg läuft, ist es schlagartig um ihn geschehen. Auch wenn William es kaum glauben kann, findet Julia ebenfalls Gefallen an dem unsicheren und dennoch vielversprechenden jungen Mann. Bald werden die beiden ein Paar und William unverzüglich Teil der Familie Padavano. Julias drei Schwestern vereinnahmen ihn sofort mit ihrer freundlichen Zugewandheit. Und auch Julias Eltern schließen den jungen Mann schnell in ihr Herz. Mit dieser scheinbar nur so vor Liebe triefenden Familie wird William in den kommenden Jahren alle Höhen und Tiefen des Familienalltags bestreiten. Und trotzdem bleibt da seine tief empfundene Einsamkeit, die ihn einfach nicht loslässt und die die Familienbande noch gewaltig auf die Probe stellen wird.

Es ist ein echtes Kunststück, das Ann Napolitano da geschaffen hat. Die vielschichtigen Charaktere sind eine wahre Freude, immer wieder für eine Überraschung gut und durchweg glaubwürdig gezeichnet. Es ist ein sprachlich feiner Roman, der auch immer wieder den Bezug zur Literatur sucht und zitiert. Seien es die Vergleiche der vier Schwestern mit denen aus Louisa May Halcotts „Little Women“ oder immer wieder ein Zitat von Walt Whitman. Überhaupt wird die Geschichte vor allem durch die vier sehr unterschiedlichen Schwestern mit ihren verschiedenen Interessen und Leidenschaften und nicht zuletzt durch Williams Liebe zum Basketball ungemein abwechslungsreich. Man spürt förmlich die Zuneigung der Autorin zu ihren Figuren. Trotz ausreichend Dramatik und vieler Emotionen wird der Roman niemals seicht oder rührselig, trotz Tiefgang und Konflikten wird die Geschichte nicht zu schwer. All das machen dieses Buch zu einem der schönsten dieses Frühjahrs.

Die neunjährige Ada kann mit ihrem sogenannten Klumpfuß eigentlich kaum laufen, meist kriecht sie nur durch die schäbige Wohnung, in der sie zusammen mit ihrer Mutter und dem jüngeren Bruder in London lebt. Ihre Mutter verbietet ihr das Haus zu verlassen und sie darf mit niemandem sprechen; sie hält Ada für geistig behindert und es ist ihr einfach nur peinlich, solch eine Tochter zu haben. Manchmal reicht es schon, wenn Ada vom Fenster aus dem Nachbarjungen zuwinkt. Dann wird sie mit Prügel bestraft und in das Kabuff unter der Spüle gesperrt.
Als der 2. Weltkrieg immer mehr um sich greift, werden die Kinder aufs Land geschickt, um den Bombardierungen Londons zu entkommen. Ada schmuggelt sich heimlich mit Hilfe ihres Bruder unter die Verschickungskinder und gelangt so zu Susan Smith, die die beiden heruntergekommenen Geschwister notgedrungen aufnimmt. Bei Susan Smith beginnt ein neues Leben für Ada, zum ersten Mal bekommt sie Krücken als Gehhilfe, anständiges Essen und sie bringt sich sogar selbst das Ponyreiten bei. Doch Angst und Panikattacken bleiben weiterhin ihre ständigen Begleiter, Ada will auf keinen Fall zurück zu ihrer grausamen und herzlosen Mutter.

Eine sehr beeindruckende, traurig-schöne Geschichte über ein mutigen Mädchen, das sich ins Leben kämpft und dabei immer das Wohl ihres kleinen Bruders mit im Blick hat. Es war schön mitzuerleben, wie Ada sich im Laufe der Geschichte weiter entwickelt. Die Story spielt in England zur Zeit des 2. Weltkrieges und zeigt darüber hinaus, wie Kinder den Krieg erlebt haben. Eine emotionsgeladene Geschichte, absolut lesenswert. Lesealter von 11 - 99 Jahren.

Das Erebus Resort in den Wäldern Colorados ist das Urlaubsziel der Träume für viele. Denn wo man in anderen amerikanischen Wäldern beim Wandern vielleicht das ein oder andere Reh erspäht, oder wenn man ganz glücklich ist mal einen Wolf aus der Ferne sieht, kann man hier ganz andere Tiere beobachten. Wissenschaftler haben es geschafft Mammuts wieder zum Leben zu erwecken. Mark und Olivia haben sich aus diesem Grund das Erebus Resort für ihre Flitterwochen ausgesucht, jedoch kommen sie nicht weit, da sie bald (fast) spurlos verschwinden. Das einzige, was von ihnen zurückbleibt, sind zwei große Blutlachen. Agentin Cash von Colorado Bureau of Investigation steht vor einem großen Mysterium. Zusammen mit dem lokal ansässigen Sheriff wird sie auf den Fall angesetzt, bei dem sie zum ersten Mal die Leitung übernehmen darf, und die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein. Zudem stellen sich auch noch einige andere in ihren Weg, denn alle scheinen irgendwie mehr über den Fall zu wissen, als sie zugeben wollen. Und dann ist da auch noch dieser Insider, der Informationen an die Presse weiter gibt.
Jetzt liegt es an ihnen rauszufinden, wie das Pärchen verschwunden ist, und warum der Mörder - oder auch die Mörder - die Leichen mitgenommen hat. Spekulationen von wilden Tieren gehen durch die Reihen, oder war es vielleicht doch eine Gruppe von Tierschützern, die sich von Anfang an gegen das Resort gestellt hatte?
Und dann wird eine neue Leiche gefunden - doch nicht von einem Menschen.

Einer der besten, weil hintergründigsten Romane des Schweizer Autors Martin Suter ist in meinen Augen „Der letzte Weynfeldt“ – eine wunderbare Geschichte um Schein und Sein, in der die edlen Freunde des Herrn Weynfeldt sich übel demaskieren.
Dieser weiterhin überaus wohlhabende und kultivierte Mäzen trifft eines Abends in einer Bar auf den, nun ja, mindestens halbseidenen Johann Friedrich von Allmen, immer notorisch klamm. Und eine für Allmen glückliche Fügung führt dazu, dass die beiden sich kennenlernen und mögen.
Da trifft es sich doch gut, dass aus der wertvollen Sammlung Weynfeldts sein Lieblingsbild verschwindet. Allmen Inquiries wird mit den Nachforschungen beauftragt: die Thematik ist sensibel, denn verdächtig ist vor allem der alte Freundeskreis Weynfeldts. Doch der ist nicht gerade auskunftsfreudig. Nur die Buchhändlerin will reden, nur kann sie das nicht, denn sie stirbt eines unnatürlichen Todes …
Unterhaltung auf höchstem Niveau, wunderbare Protagonisten, ein hintergründiger Plot: Suters Idee, Herrn Weynfeldt auf Allmen treffen zu lassen, ist genial.

Wie werden wir zu denen, die wir sind?
"Das Trio" erzählt von der Sehnsucht nach Nähe und der Suche nach Freiheit. "Das Trio" erzählt eine bittersüße Liebesgeschichte.

Stockholm: Drei Freunde in ihren Zwanzigern: Thora, Hugo und August. Sie stammen aus verschiedenen sozialen Welten. Aber in zwei magischen Sommern erleben sie eine Liebe fürs Leben. Da ist Thora, einzige Tochter einer schwerreichen Stockholmer Industriellenfamilie. August, der sich als bildender Künstler versucht, ist seit Jahren ihr bester Freund und manchmal auch mehr. Und da ist Hugo, der gesellschaftliche Underdog. Er ist gleichermaßen fasziniert wie verängstigt von dieser neuen und privilegierten Welt, in die er unvermittelt als Untermieter von Thoras Eltern gestoßen wird. Bald sind die drei unzertrennlich und verbringen jede wache Minute miteinander: in Cafés, auf Radtouren, in Paris, London und Berlin. Unter der Oberfläche lauern starke besitzergreifende Gefühle; Themen wie Identität, Klasse und Liebe brechen auf. Das fragile Gleichgewicht zwischen ihnen droht schon bald zu zerbrechen, aber noch ist alles in der Schwebe, noch ist alles möglich...

Jeder kennt sie, die Bilder von Vincent van Gogh. Sonnenblumen, Kirschblüten, Nachtcafé und die berühmte Sternennacht. Seine Kunstwerke sind einzigartig, und trotzdem mag man das ein oder andere davon nicht mehr sehen. Man hat sich an ihnen satt gesehen, schließlich hängen sie in jedem zweiten Krankenhaus, in Seniorenheimen und über vielen Hotelbetten. Er ist vermutlich der berühmteste Maler aller Zeiten, dass sein Oeuvre so verbreitet und er auf der ganzen Welt bekannt ist, verdankt Vincent aber nur zum Teil seinem unglaublichen Talent. Einen großen Beitrag hat auch seine Schwägerin Johanna van Gogh-Bonger dazu beigetragen. Sie war es, die erkannte, welches Potential in seiner Kunst steckte und die richtige Marketingstrategie zur Verbreitung und Wertsteigerung entwickelte. Zuvor hatte ihr Mann Theo Zeit seines Lebens all seine Energie und sein Geld in die Förderung des älteren Bruders Vincent investiert. Als dann kurz nacheinander sowohl Vincent als auch Theo sterben, erbt Jo Vincents Werk und kümmert sich von da an um dessen Bekanntwerden. Sie wird, mal mehr, mal weniger freiwillig, ihr gesamtes Leben seiner Kunst widmen. Auch ihr Liebesleben, denn alle Männer, zu denen sie nach Theos Tod Beziehungen pflegt, kommen nicht umhin, sich mit Vincents Werk zu vergleichen, sich daran abzuarbeiten, nur um daran zu scheitern, bis die Beziehungen schließlich auch daran zerbrechen.

Simone Meier verwebt das interessante Leben Johannas mit einem zweiten, gegenwärtigen Handlungsstrang, in dem eine junge Kunsthistorikerin auf Johannas Geschichte aufmerksam wird und sich bei Recherchen zu einem Buchprojekt in deren Leben zu verlieren droht. Auch die junge Frau, Gina, kennt es, im Schatten eines berühmten Mannes zu leben, dessen Kunst jegliche Leben um sie herum einzunehmen droht.
"Die Entflammten": Ein gut komponierter und interessanter kleiner Roman über zwei starke Frauen, die über hundert Jahre trennen und doch etwas verbindet.

Anja Jonuleit erzählt in ihrem neuen Roman auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen die Geschichte zweier Familien.
Eine Geschichte spielt 2023 in Berlin. Mathilda, eine ehemalige Gebirgsjägerin, will unbedingt die wohlhabende Diplomatenfamilie Prokhoff kennenlernen. Dafür rast sie mit Absicht in den Wagen des Sohnes Falk Prokhoff. Ihr Plan geht auf, sie lernen sich näher kennen und Mathilda kann sich bei den Prokhoffs heimlich auf Spurensuche begeben. Immer tiefer taucht sie in deren Vergangenheit ein und kommt so einem dunklem Familiengeheimnis immer näher.

Die andere Zeitebene beginnt 1997 in Riga. Dort verschwindet Rebecca, die Mutter der achtjährigen Penelope, spurlos. Deshalb wächst Penelope bei ihren Großeltern auf. Sie hat das HSAM - Syndrom und kann sich daher an jeden einzelnen Tag ihres Lebens im Detail erinnern. Auch noch viele Jahre später hofft sie auf die Rückkehr ihrer Mutter. Sowohl Rebecca als auch Penelope erzählen ihre fesselnde Geschichte und dennoch bleibt es lange Zeit ein Rätsel, warum Rebecca überhaupt verschwand.

Immer mehr Abgründe tun sich auf und erst im zweiten Teil "Sonnenwende", der im Herbst 2024 erscheint, werden alle Rätsel gelöst. Spannend wird es auf jeden Fall schon im ersten Band.

Was braucht man für einen Bestseller?
Ein gutes und spannendes Buch, keine Frage. Doch was, wenn das Buch fertig vor einem liegt und man weiß, dass es ein Bestseller wird, es jedoch von einer ganz anderen Person geschrieben wurde?

June sieht mit an, wie ihre Freundin stirbt. Nach einem gemeinsamen Abend, an dem sie zusammen feiern wollten, beschließen sie noch zu ihrer Freundin Athena nach Hause zu gehen und auf einmal passiert es. Doch wo die meisten Geschichten aufhören, fängt diese erst an. Denn Athena ist - nein, war - eine Bestsellerautorin, und hatte June erst bei ihrem gemeinsamen Feiern von ihrem neuen Buch erzählt. Es war fertig geschrieben, jedoch noch nicht überarbeitet, und somit noch von niemand anderem gelesen außer Athena selbst. Niemand weiß also, dass dieses Schriftstück aus der Feder der berühmten Athena Liu entsprungen ist. Niemand außer June. Und so einen guten Roman kann man schließlich nicht einfach verkommen lassen.
June muss das Manuskript überarbeiten, so viel ist klar. Schließlich ist es vorerst nur eine Rohfassung, und es so herauszugeben wäre schließlich eine Blamage. June überarbeitet es und schickt es an ihren Agenten und von da an nimmt alles seinen Lauf.
Doch natürlich ist das nicht das Ende. Denn während June mit Lob und Preisen Überschüttet wird, fällt ein paar Menschen auf, dass man sich diese Situation vielleicht etwas genauer ansehen sollte. Plötzlich steht June zwischen den Fronten und die Frage der Urheberschaft bleibt nicht die einzige.

„Yellowface“ schafft es einen zu fesseln wie ein guter Thriller. Kuang schafft Charaktere, die sehr vielschichtig sind und lässt einen selbst wundern, auf wessen Seite man am Ende ist.