Unsere Empfehlungen

Sekunden der Gnade

Autor: Dennis Lehane

Verlag: Diogenes

ISBN: 978-3-257-07258-7

Preis: 26,00 €

Buchtipp von: Rainer Francke (September 2023)

Sekunden der Gnade

In Boston, USA, fällt 1974 ein Bezirksrichter ein wegweisendes Urteil. Um der immer noch herrschenden Rassentrennung in der Stadt entgegenzuwirken, sollen künftig farbige Kinder mit Bussen in weiße Viertel zur Schule gebracht werden – und umgekehrt. Die Stadt brodelt. In dieser aufgeheizten Stimmung kommt die Tochter der irischstämmigen Mary Pat …

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In Boston, USA, fällt 1974 ein Bezirksrichter ein wegweisendes Urteil. Um der immer noch herrschenden Rassentrennung in der Stadt entgegenzuwirken, sollen künftig farbige Kinder mit Bussen in weiße Viertel zur Schule gebracht werden – und umgekehrt. Die Stadt brodelt.
In dieser aufgeheizten Stimmung kommt die Tochter der irischstämmigen Mary Pat Fennessy aus dem armen Weißenviertel Commonwealth abends nicht mehr nach Hause. Und Mary Pat, die schon ihren Sohn nach dessen Kriegseinsatz in Vietnam an die tödlichen Drogen verloren hat, will wissen, was mit ihrer Tochter geschehen ist.
Gleichzeitig ist der 20-jährige Sohn einer schwarzen Arbeitskollegin tot auf den U-Bahn-Gleisen aufgefunden worden. Er wurde von weißen Jugendlichen buchstäblich in den Tod gehetzt. Und diese Jugendlichen, das wird Mary Pat immer klarer, waren die Freunde ihrer Tochter …
Mary Pat will, voll mit Wut und Schmerz, wissen, was in dieser Nacht passiert ist und was das mit dem Tod ihrer Tochter zu tun hat. Und erlebt, wie zerstörend Rassismus auf allen Seiten wirkt. Sie beschließt, an den Verantwortlichen Rache zu nehmen …
Starker Kriminalroman von Dennis Lehane mit aktuellen Themen, beeindruckenden Protagonisten und atemberaubend spannend: Richtige Lektüre für kühle Herbsttage!

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Sylter Welle

Autor: Max Richard Leßmann

Verlag: Kiepenheuer & Witsch

ISBN: 978-3-462-00404-5

Preis: 22,00 €

Buchtipp von: Stefan Decken (September 2023)

Sylter Welle

Seit seiner Kindheit verbringt Max mit seiner Großmutter Lore und dem Großvater Ludwig einige Ferientage auf Sylt. Und zwar im Zelt, denn seine Großeltern sind begeisterte Camper. Jetzt ist Max erwachsen, ist von Husum nach Berlin gezogen, und es soll noch ein allerletztes Mal auf die Insel gehen. Max ist eingeladen, die Großeltern für drei Tage …

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Seit seiner Kindheit verbringt Max mit seiner Großmutter Lore und dem Großvater Ludwig einige Ferientage auf Sylt. Und zwar im Zelt, denn seine Großeltern sind begeisterte Camper. Jetzt ist Max erwachsen, ist von Husum nach Berlin gezogen, und es soll noch ein allerletztes Mal auf die Insel gehen. Max ist eingeladen, die Großeltern für drei Tage zu besuchen - die haben aber altersbedingt dem Campen abgeschworen und stattdessen ein Appartement bezogen. Dort wird auch Max wohnen und auf einer Luftmatratze schlafen. Geld für ein zweites Zimmer wäre durchaus da, aber Oma Lore hat kurzerhand bestimmt, wo Max nächtigen soll. Überhaupt ist die nach außen hin so kühle und scheinbar unnahbare Oma Lore seit jeher die Bestimmerin in so ziemlich allen Dingen. Opa Ludwig dagegen lässt sie gerne machen, nimmt alles hin mit seinem trockenen Humor.
Doch irgendwas stimmt nicht mit ihm. Oma Lore will nicht darüber reden. Max findet den Grund selber heraus, als der Opa auf dem Weg zum Kurkonzert noch kurz die Toiletten aufsuchen will und nicht wiederkommt. Max findet ihn dort - verwirrt, beschämt, verschüchtert und hilflos hatte er sich dort nicht mehr weggetraut...

Drei Tage, zwei Generationen, eine Insel. "Sylter Welle" ist der erste (autobiographische) Roman des Sängers und Podcasters Max Richard Leßmann. Es ist die Geschichte von Lore und Ludwig, aber - in vielen Rückerinnerungen - auch die des verstorbenen Lieblingsonkels Jakob. Der leichte Erzählton steht dabei manchmal in direktem Gegensatz zu brodelnden Konflikten und Verletzungen. Dass trotzdem immer auch Liebe im Spiel ist, kann man aber zwischen jeder Zeile lesen. Familie eben. Und Großeltern, die zu schnell altern.

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Lose Blätter

Autor: Alexandre Clérisse

Verlag: Carlsen

ISBN: 978-3-551-76187-3

Preis: 25,00 €

Buchtipp von: Anne Simon (September 2023)

Lose Blätter

Alexandre Clérisse ist in der Comicbranche schon lange kein Unbekannter mehr. Sei es durch seine Kollaborationen mit Thierry Smolderen (Ein diabolischer Sommer, Das Imperium des Atoms) oder seine Darstellungen der Filmwelten von Wes Anderson oder Tim Burton (die sogar als Puzzle veröffentlicht wurden). Immer bestechen seine Motive mit klaren …

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Alexandre Clérisse ist in der Comicbranche schon lange kein Unbekannter mehr. Sei es durch seine Kollaborationen mit Thierry Smolderen (Ein diabolischer Sommer, Das Imperium des Atoms) oder seine Darstellungen der Filmwelten von Wes Anderson oder Tim Burton (die sogar als Puzzle veröffentlicht wurden). Immer bestechen seine Motive mit klaren Formen, Farbenfreude und einem gleichermaßen gradlinigen wie verspielten Retrocharme.
Zuletzt ist im Carlsen Verlag sein Soloprojekt „Lose Blätter“ erschienen:

In den 1990er Jahren liebt Max Comics über alles. Selbst in der Schule steckt er den Kopf in die Blätter und blendet alles andere aus. Natürlich zum Missfallen seiner Lehrer und Eltern, doch darauf kann Max keine Rücksicht nehmen. Überzeugt, eines Tages ein großer Zeichner zu werden, verbringt er jede freie Minute mit der Arbeit an seinem Lebenswerk.
Im 15. Jahrhundert bringt sich der Kopist Raoul in große Gefahr, als er zufällig die Flugblätter eines geheimnisvollen Mannes in die Finger bekommt. Dieser ist im Besitz einer neuartigen Maschine, die es vermag Schriften zu vervielfältigen. Ein Versprechen von Modernität und Fortschritt liegt in der Luft, das Ende des Mittelalters. Doch solch Hexenwerk ist bei Adel und Klerus nicht gern gesehen. Raoul und seine Freunde begeben sich für ihren Traum in Lebensgefahr.
Die 2070er Jahre: Suzie, eine begabte Künstlerin, sichert seit viel zu langer Zeit fast allein das Einkommen des Familienunternehmens, in dem sie eine von ihrem Vater erfundene Comicreihe fortführt. Ein sicherer, aber uninspirierender Job, der Suzie immer unglücklicher macht. Als sie eines Tages ihre alten Zeichenutensilien herausholt, kommt ihr wie aus dem Nichts die Idee zu einer aberwitzigen Geschichte.

„Lose Blätter“ ist ein mitreissendes, von Zeitsprüngen geprägtes Comicabenteuer über drei Menschen aus drei Jahrhunderten, die durch ihre Leidenschaft zum Zeichnen miteinander verbunden sind.

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Sonne über Gudhjem

Autor: Michael Kobr

Verlag: Goldmann

ISBN: 978-3-442-31689-2

Preis: 24,00 €

Buchtipp von: Sigrid Pommeranz (September 2023)

Sonne über Gudhjem

Solch einen Tod wünscht man sich nicht. Schweinebauer Kristensen wird tot in der eigenen Räucherei aufgefunden. Bei dem Anblick der „Schinkenleiche“ vergeht Kriminalpolizist Lennart Ipsen für die nächste Zeit erstmal der Appetit auf alle Räucherprodukte. Dabei hatte er sich doch einen ruhigen Neuanfang auf der Wohlfühlinsel Bornholm erträumt. …

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Solch einen Tod wünscht man sich nicht. Schweinebauer Kristensen wird tot in der eigenen Räucherei aufgefunden. Bei dem Anblick der „Schinkenleiche“ vergeht Kriminalpolizist Lennart Ipsen für die nächste Zeit erstmal der Appetit auf alle Räucherprodukte. Dabei hatte er sich doch einen ruhigen Neuanfang auf der Wohlfühlinsel Bornholm erträumt. Arbeiten wo andere Urlaub machen und mal so richtig runterkommen, er hätte es so nötig gehabt. Aus der Traum, ein Mordfall, der so einiges von ihm abverlangt. Der frisch geschiedene Kommissar lernt einen Teil der Bewohner und die Insel nicht immer von ihrer Wellnessseite kennen.

Michael Kobr kennt man sonst nur als Duo mit Volker Klüpfel, zusammen schreiben sie seit 2003 die Krimiserie mit Kommissar Kluftinger. Nun ist Michael Kobr allein für seinen ersten Band mit Kommissar Ipsen zuständig und er muss sich nicht verstecken, denn der Krimi ist ihm wirklich gelungen. Die schönen Landschaftsbeschreibungen der Insel Bornholm haben mich begeistert und auch die dänische Mentalität hat er meines Erachtens treffend beschrieben. Einen besonderen Kick bekam der Krimi, als er die geschichtlichen Hintergründe Bornholms zur Zeit des Kalten Krieges mit einfließen lies, ebenso die Ermittlungsarbeiten, die in die unterschiedlichsten Richtungen gingen, sowie die Privatperson Ipsen. Bornholm war bisher noch nicht mein Reiseziel, jetzt hätte ich allerdings schon große Lust, den Fußabdrücken Kommissar Ipsens und seiner Kollegin Britta Blomdahl zu folgen.

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Treacle Walker - Der Wanderheiler

Autor: Alan Garner

Verlag: Klett-Cotta

ISBN: 978-3-608-98732-4

Preis: 20,00 €

Buchtipp von: Leo Dahl (September 2023)

Treacle Walker - Der Wanderheiler

Der junge Joseph Coppock wohnt alleine, sein Haus am Rande des Moors ist klein, doch ausreichend. Schließlich braucht er nur seine Murmeln, Comics und seine Vogeleier, die er so gerne sammelt. Eigentlich hätte sich auch nichts daran geändert, wenn nicht eines Tages ein seltsamer Mann in einem Karren vorgefahren wäre, der sich als Treacle Walker …

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Der junge Joseph Coppock wohnt alleine, sein Haus am Rande des Moors ist klein, doch ausreichend. Schließlich braucht er nur seine Murmeln, Comics und seine Vogeleier, die er so gerne sammelt. Eigentlich hätte sich auch nichts daran geändert, wenn nicht eines Tages ein seltsamer Mann in einem Karren vorgefahren wäre, der sich als Treacle Walker vorstellte und ihm Schätze im Tausch für Knochen und Lumpen anbot. Durch einen Tausch gerät der junge Joe an einen kleinen Topf und einen mysteriösen Stein, mit welchem er nach Treacle Walker’s Anleitung seine Türschwelle putzt.
Prompt geht das Abenteuer am nächsten Tag los und lässt ihn so schnell nicht in Ruhe. Von Comichelden, die durch die Seite in die echte Welt kommen, bis hin zu einem wunderlichen alten Mann, den Joe aus Versehen im Wald aus dem Schlaf weckt, eröffnet sich ein Abenteuer nach dem anderen vor dem Jungen, die er sich nie erträumt hätte.

"Treacle Walker" ist eine Geschichte, die sich anfühlt wie ein Märchen und einen nicht so schnell wieder los lässt. Im englischen Original spielt Alan Garner mit der Sprache und erschafft eine ganz neue Welt. Deshalb wird nicht nur die deutsche Übersetzung, sondern auch das englische Original empfohlen, das einen mitnimmt auf eine wunderschöne Reise über Wege, durch Felder und Moore und verschiedene Welten, bei der man am Ende trotzdem wieder zuhause ankommt.
Die englische Ausgabe ist erschienen bei HarperCollins (ISBN 978-0-00-847780-6)

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Elternhaus

Autor: Ute Mank

Verlag: DTV

ISBN: 978-3-423-28350-2

Preis: 22,00 €

Buchtipp von: Rainer Francke (August 2023)

Elternhaus

Eigentlich hat Sanne es nur gut gemeint mit ihren alten Eltern, als sie ihnen eine Wohnung in der Innenstadt besorgt statt ihres in die Jahre gekommenen Häuschens mit dem großen Grundstück. Sanne ist die Älteste von drei Töchtern, und wenn es um Hilfe für die alten Leute geht, ist meistens sie gefragt. Die anderen Schwestern, Petra und die …

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Eigentlich hat Sanne es nur gut gemeint mit ihren alten Eltern, als sie ihnen eine Wohnung in der Innenstadt besorgt statt ihres in die Jahre gekommenen Häuschens mit dem großen Grundstück. Sanne ist die Älteste von drei Töchtern, und wenn es um Hilfe für die alten Leute geht, ist meistens sie gefragt. Die anderen Schwestern, Petra und die Jüngste, Gitti, wohnen weit weg oder haben genug mit sich selbst zu tun.
Und obwohl sie sich selten um ihre Eltern gekümmert haben, sind beide entsetzt, als sie vor vollendete Tatsachen gestellt werden und das Haus – ihr gemeinsames Elternhaus - vor dem Verkauf steht. Denn Kommunikation ist nicht Sannes stärkste Seite, und doch leidet sie gleichzeitig unter dem Auseinanderbrechen ihrer Familie. Nicht nur Petra und Gitti haben ein Problem mit ihr, auch Sohn und Tochter zieht es aus dem Haus. Und zudem steht Sannes Ehe vor dem Aus.
Doch nicht nur Sanne, auch Petra und Gitti haben, wie sich zeigt, ihr Päckchen zu tragen. Wann und warum sind sich die Schwestern eigentlich so fremd geworden? Und können sie sich neu finden?
Eine Erzählung über alte Eltern, entfremdete Geschwister und die Bedeutung des Elternhauses – genau beobachtet, manchmal schonungslos und doch stets liebevoll beobachtet. Spannende Reflektion über ein wichtiges Thema in einer immer älter werdenden Gesellschaft – lesenswert!

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Steinhammer

Autor: Jörg Thadeusz

Verlag: Kiepenheuer & Witsch

ISBN: 978-3-462-00422-9

Preis: 23,00 €

Buchtipp von: Stefan Decken (August 2023)

Steinhammer

Die Steinhammerstraße in Lütgendortmund in den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts: grau, ärmlich, eng. Eine trostlose Bergarbeitersiedlung, Kohlestaub in der Luft. Wer hier lebt, arbeitet auf Oespel oder Germania unter Tage. Wird Bäcker, Frisör oder verkauft im Büdchen um die Ecke. Zwischen all den kriegsversehrten Männern und …

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Die Steinhammerstraße in Lütgendortmund in den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts: grau, ärmlich, eng. Eine trostlose Bergarbeitersiedlung, Kohlestaub in der Luft. Wer hier lebt, arbeitet auf Oespel oder Germania unter Tage. Wird Bäcker, Frisör oder verkauft im Büdchen um die Ecke.
Zwischen all den kriegsversehrten Männern und geschundenen Frauen sehnt sich Edgar zusammen mit seinen Freunden Nelly und Jürgen nach einem besseren, farbigeren Leben. Sein beruflicher Weg scheint vorgezeichnet; für seinen Vater ist völlig klar, dass Edgar den elterlichen Frisörsalon weiterführt. Aber Edgar will raus aus dieser Welt. Als er die Möglichkeit bekommt, Schaufensterdekorateur zu lernen, und Förderer findet, öffnen sich plötzlich Türen. Erst zu einem Kaufhaus in der Dortmunder Innenstadt, dann zur Düsseldorfer Künstlerszene. Auf einmal ist er mittendrin. Er malt in der Kunstakademie, trinkt im Ratinger Hof - er lebt! Doch Edgar ist anders als die Sprösslinge reicher Familien und eckt mit seiner unkontrollierten Art immer wieder an...

"Steinhammer" lehnt sich an an das Leben des Malers Norbert Tadeusz, der es zum Meisterschüler Beuys' und zum Kunstprofessor brachte. Jörg Thadeusz schreibt in diesem authentischen Roman über einen Aufsteiger, der mit seiner Herkunft bricht und sie doch nie ganz los wird.

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Sommerwasser

Autor: Sarah Moss

Verlag: Unionsverlag

ISBN: 978-3-293-00609-6

Preis: 24,00 €

Buchtipp von: Anne Simon (August 2023)

Sommerwasser

Eine in die Jahre gekommene Urlaubssiedlung an einem Schottischen Loch, versteckt in den Wäldern, mitten in der Natur. Perfekt um zu entspannen und einfach mal abzuschalten. Sollte man meinen … Kapitelweise springen wir von Hütte zu Hütte und lernen die Menschen kennen, die hier ihre Ferien verbringen. Junge Eltern mit kleinen Kindern. Ein frisch …

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Eine in die Jahre gekommene Urlaubssiedlung an einem Schottischen Loch, versteckt in den Wäldern, mitten in der Natur. Perfekt um zu entspannen und einfach mal abzuschalten. Sollte man meinen …
Kapitelweise springen wir von Hütte zu Hütte und lernen die Menschen kennen, die hier ihre Ferien verbringen. Junge Eltern mit kleinen Kindern. Ein frisch verlobtes Pärchen, im letzten Urlaub vor der Hochzeit. Ein älteres Ehepaar, das seit Jahrzehnten herkommt. Familien mit Teenagern. So unterschiedlich sie alle sind, eins haben sie doch gemeinsam: Niemand genießt die Zeit hier.
Hier, irgendwo im Nirgendwo wollten sie alle endlich dem stressigen Alltag entfliehen. Doch wenn man jede Minute miteinander verbringt, die ganze Familie ständig aufeinander hockt, es außerdem schon seit Tagen regnet, ist der Stress nicht weg, er bekommt nur eine ganz andere Qualität. Keine Telefonverbindung und fehlendes WLAN tun ihr übriges dazu.
Für kleine Kinder besteht die einzige Bespaßung aus den zahlreichen Pfützen rund ums Loch. Die Großen treibt es nur hinaus, wenn ihnen die Decke auf den Kopf zu fallen droht. Lieber bleibt man drinnen im Trockenen und späht die Nachbarn aus, hier bleibt nichts unbeobachtet. Zu allem Überdruss ist da auch noch diese eine Familie, die mit lauter Partymusik die Nacht zum Tag macht und alle anderen um den Schlaf bringt. Die Nerven liegen blank, und so zählen sie alle nur klammheimlich die Tage, wann es endlich wieder nach Hause geht.

Was Sarah Moss mit so einer trübsinnigen wie alltäglichen Ausgangssituation anstellen kann ist einfach erstaunlich: Viele kleine Beobachtungen, Details, die ein großes Ganzes ergeben. Es schwelt und brodelt an jeder Ecke, zunächst ohne dass etwas passiert. Wie schnell unser Alltag aus den Fugen geraten kann, ist hier ständig zu spüren.
Und dann fällt dieser eine kleine Satz, ganz beiläufig, der verrät, dass es nicht bei einem Gefühl bleiben wird: „Bis zum Morgen wird es Tote geben.“

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